Endlich scheinen die Zeiten vorbei zu sein, in denen englische Rasenflächen und „Abstandsgrün“ die Gärten und Vorgärten hierzulande prägten. Diese Elemente sind zwar hübsch anzusehen, doch sie haben effektiv keinen praktischen Nutzen und bieten keine natürliche Biodiversität.
Der Trend geht ganz klar hin zu Misch- und Nutzgärten und das klappt bereits mit wenigen, aber gut gewählten Obstbäumen und Gemüsesorten. Doch wer überlegt, sein Grundstück optimal zu nutzen, sollte unbedingt im Vorfeld sinnvoll planen. Das erspart Zeit und Energie, hilft Fehlkalkulationen zu vermeiden und bedeutet schließlich eine Kostenkontrolle.
Geländeplan erstellen – Was gehört dazu?
Eine solide Planung ist bei der Gestaltung von Nutzgärten unverzichtbar. Damit werden gleich verschiedene Aspekte und Vorteile rechtzeitig berücksichtigt. Vor allem dient ein ordentlicher Geländeplan dazu, die vorhandenen Gegebenheiten aufzuzeichnen und zu evaluieren. Häufig zeigt sich an dieser Stelle bereits, welche Möglichkeiten machbar sind oder eher nicht.
Der Geländeplan – Auskunft zu Bodenverhältnissen
Solarpunk ist ein brandaktuelles Thema und spielt vor allem mit dem Gedanken, alle ungenutzten Freiflächen insbesondere im Stadtraum zu begrünen, am besten mit Nutzpflanzen zum Essen. Bei einer guten Nutzgartenplanung ist dieses Guerillaprinzip zwar interessant, kann aber die Vorteile einer gründlichen Planung nicht überbieten.
Eine wichtige Gruppe an Informationen, die im Rahmen eines Geländeplans ermittelt und dokumentiert werden sollen, sind Aspekte zu den örtlichen Bodenverhältnissen. Das umfasst vor allem den Geländeverlauf sowie vorhandenen Bewuchs, aber auch Dinge wie Bodenqualität und der geologische Aufbau. Dazu muss kein tiefes Loch gebuddelt werden, aber es empfiehlt sich unbedingt, einen guten Blick auf die Bodenzusammensetzung zu werfen.
Diese Art Bestandsaufnahme dient einerseits dazu, einen exakten Überblick zur aktuellen Situation im Garten zu bekommen. Aber vor allem ist es in diesem Schritt wichtig, mögliche Schwierigkeiten und größere Anstrengungen abzusehen. Im schlimmsten Fall können Nachlässigkeiten bei der Aufnahme der Bodenverhältnisse im späteren Planungs- und Umsetzungsverlauf unangenehme, aufwendige und teure Probleme bereiten.
Geländeplan erstellen – Standort- und Lichtverhältnisse
Was auf Anhieb komplex und nach professionellen Ansprüchen klingt, lässt sich bei der Planung eines Nutzgartens ganz praktisch und anschaulich beschreiben. Schließlich gilt, dass der Garten so gestaltet werden sollte, dass die geplanten Pflanzen optimale Bedingungen erhalten. Auf der einen Seite bedingt also der Standort die Auswahl der Bepflanzung. Auf der anderen Seite zeigt eine aufschlussreiche Standortaufnahme, welche Bereiche sich nach eigenen Vorstellungen modifizieren lassen.
Dieser Teil der Gartenplanung umfasst insbesondere die Aufnahme der Lichtverhältnisse und zwar über den ganzen Tag hinweg. Eine Kontrolle der Ausrichtung des Grundstücks hilft bereits dabei, eine gute Einschätzung zu bekommen dafür, wie der Sonnenverlauf sich im Garten tatsächlich zeigt. Dazu ist es nicht unbedingt nötig, über einen längeren Zeitraum vor Ort zu verharren. Vielmehr bieten schon einzelne Stichpunkte eine hilfreiche Orientierung, um in die Detailplanung zu gehen.
In der Planskizze sollten deshalb Punkte beachtet werden wie Verschattung und Dämmerungslicht. So lässt sich einerseits eine Veränderung nach Bedarf vornehmen. Doch die Lichtverhältnisse sind insbesondere wichtig für die tatsächliche Bepflanzung und Nutzung.
Beetskizze anlegen – Pflanzengruppen und Wachstumsperioden planen
Wenn die Grundlagen zur Planung stattgefunden haben und entsprechend erfolgreich umgesetzt wurden, kann es schon fast in die Bepflanzung und Nutzung gehen. Doch bevor man direkt viel Geld ausgibt für Saatgut, Setzlinge und Bäume, sollte eine sinnvolle Beetskizze angelegt werden.
Damit wird die anfängliche und gründliche Planung nachhaltig und effektiv abgerundet, denn ein „erfolgreicher“ Nutzgarten funktioniert nur so gut, wie er im Detail vorbereitet wird. Das betrifft vor allem die Auswahl der Pflanzen, die Art der Gruppierung und die notwendige Erholungszeit für den Boden.
Hierbei handelt es sich um ein umfangreiches Thema, das gerade für Einsteiger erschlagend und überwältigend wirken kann. Doch die Mühe lohnt sich unbedingt, wenn im Vorfeld bedacht wird, welche Pflanzengruppen gut miteinander harmonieren, oder eben nicht. Auch eine Aufteilung nach Pflegeaufwand und Schutzbedarf ist sinnvoll und kann praktisch lästige Arbeiten ersparen.
Aber warum ist das wichtig? Kurz gesagt liegt es in der Natur der Sache, dass nicht alle Pflanzen gute Nachbarn miteinander sind. Dafür zeigen sich andere Kombinationen umso erfreulicher, weil sich die einzelnen Elemente optimal ergänzen. Außerdem ist die Bodenfruchtbarkeit selbst im kleinen Rahmen eines privaten Nutzgartens nicht zu unterschätzen. Um aufwendiges Düngen und Aufwerten zu vermeiden, sollte darum die Beetplanung nicht nur nach Saison, sondern langfristig aufgestellt werden.
Die Rotation der Pflanzengruppen wie Kartoffeln, Radieschen oder Kohl ist zu empfehlen. Kritische Pflanzengruppen sollten frühestens nach vier Jahren wieder an dieselbe Stelle gepflanzt werden.
Bewährtes nutzen und erhalten – Austausch mit den Nachbarn
Es liegt auf der Hand, dass gerade bei einem neu erworbenen Grundstück keine eigenen Erfahrungen und Kenntnisse zu den bisher genannten Punkten vorhanden sein können. Außerdem bieten Fachliteratur und Expertenmeinungen auch nur ein bedingtes Maß an Auskunft und Unterstützung. Trotzdem muss niemand den Verlauf der Jahre abwarten und via Trial-and-Error eventuell zum Erfolg kommen.
Vielmehr sollten durchaus Nachbarn und Anlieger befragt werden und zwar vor allem dann, wenn diese selbst fluorierende Nutzgärten unterhalten. Auf diesem Weg ergibt sich nicht nur ein idealer Kontakt. Vielmehr lassen sich Informationen und Erfahrungen austauschen, denn wer sonst sollte wissen, welche Pflanzen und Maßnahmen ausgerechnet auf dem eigenen Grundstück funktionieren könnten, wenn nicht langjährige Anwohner und Nutzer?
Deshalb empfiehlt sich bei der eigenen Gartenplanung dringend ein neugieriger Blick in die Gärten der Nachbarn. Das betrifft jedoch nicht nur die Auswahl und Kombination der Bepflanzung, sondern auch praktische Aufgaben, die im Verlauf des Gartenjahres erledigt und berücksichtigt werden müssen.
Nutzgarten nachhaltig anlegen – Vielfalt und Artenschutz
Neben all den praktischen Möglichkeiten, um im Nutzgarten Lebensmittel selbst zu ziehen, umfasst eine gute Planung jedoch nicht allein nur die Pflanz-, Pflege- und Ernteplanung der gewünschten Nutzpflanzen. Ein solides und nachhaltig aufgestelltes Ökosystem zeichnet sich nämlich aus durch Vielfalt und Selbstregulierung.
Heimische und empfehlenswerte Wildstauden, Blumen und Kräuter gehören deshalb unbedingt auch in einen Nutzgarten. Zusammen mit Aspekten wie Rotationsbepflanzung und Düngeplan ergibt sich ein naturnahes Biotop, das von nützlichen Tieren geschätzt wird. Außerdem sind gerade diese vermeintlich wilden Pflanzen unverzichtbar für Bienen und andere Pollensammler und das kommt den Nutzpflanzen zugute.
Nicht zuletzt haben diese Pflanzen den schlagenden Vorteil, dass sie meist wenige Ansprüche aufweisen, aber dafür umso üppiger gedeihen. Zudem vermehren sich Wildpflanzen, Wiesenblumen und Kräuter meist ganz von selbst, was erfreulich ist und viel Aufwand auf lange Sicht erspart.
Fazit Nutzgarten planen – Mehr als nur Aufwand für ein bisschen Obst und Gemüse
Einen Garten anzulegen besitzt mindestens soviel Wert wie einen Wald anzupflanzen. Die Beschäftigung mit der Natur und den Elementen, um Pflanzen zu ziehen und Nahrung zu erhalten, ist ein sehr natürlicher, quasi schon elementarer Aspekt des Menschen. Gerade in unserer technologisch ausgereiften Gesellschaft fehlt es oft an natürlichen Bezugspunkten und Tätigkeiten, die wirklich sinnvoll sind und einen spürbaren Nutzen aufweisen.
Ganz offen gesagt ist ein Nutzgarten durchaus mit Aufwand verbunden und das beginnt schon in der Planung und Vorbereitung. Pflanzfolgen müssen beachtet werden genauso wie die passende Kombination unterschiedlicher Spezies. Außerdem können nicht alle Pflanzen ständig und jedes Jahr am selben Platz stehen. Hinzu kommt überdies, dass die Bodenqualität einen großen Einfluss hat, nicht zu schweigen vom Niederschlag und den Temperaturen im Jahresverlauf.
Doch diese Anforderungen sollen keineswegs abschrecken vor der Nutzgartenplanung, im Gegenteil. Was bei der Vorbereitung beachtet wurde, bedeutet in der Praxis später einen effektiven Gewinn und hilft dabei, Fehlanschaffungen und vergebliche Mühen schon im Vorfeld zu umgehen. Insbesondere was sich im direkten Umfeld bereits bewährt hat, sollte im eigenen Nutzgarten ebenfalls Beachtung finden.
Damit alle Planungen und Mühen auch Erfolg zeigen bei der Ernte im Gemüsebeet, empfiehlt sich eine gründliche, intensive und umfängliche Planung im Vorfeld. Einen Nutzgarten planen bedeutet durchaus einen gewissen Aufwand. Doch die „Belohnung“ ist viel mehr, als nur ein paar Tomaten und Möhren aus der eigenen Ernte. Somit zeigt sich der Austausch mit den Nachbarn ebenso vielseitig nützlich wie eine solide Planung. Es winkt also durchaus ein üppiges Gemüsebeet.